Was ist Veda?

Was ist Veda - Vedisches Wissen?

Die klassisch-altindischen Lehrgedichte, die Upanisaden, illustrieren das Thema "Was ist Veda?" mit einer berühmten Geschichte:

Der Weise Uddalaka Aruni unterwies seinen Sohn Svetaketu. Als die Zeit kam, ihm den göttlichen Urgrund allen Seins zu erklären - wie aus dem Einen das Viele, aus dem Unsichtbaren das Sichtbare, aus dem Ewigen das Vergängliche entsteht -, sprach der Vater: "Lieber Svetaketu, erkenne das Wahre, durch welches das Ungehörte gehört, das Ungedachte gedacht, das Unerkannte erkannt wird."

"Ich verstehe nicht, was du meinst, Vater. Du sprichst in Rätseln." Da sprach der Vater: "Hole eine reife Nyagrodha-Frucht!" Svetaketu rannte zum nahegelegenen Banyanbaum, pflückte aus dem riesigen Gewirr von Ästen und Stämmen eine Feige und brachte sie zurück in die Strohhütte des Vaters.

"Diese Nyagrodha-Frucht enthält ein Geheimnis", sprach der Vater. "Schneide sie entzwei und sage mir, was du siehst!"

"Ich sehe viele kleine Samenkörner!"

"Nun nimm ein Samenkorn, schneide es entzwei und sage mir, was du siehst!"

"Ich sehe nichts Besonderes."

"Schau genau hin und erforsche das Geheimnis!"

Der Sohn schaute und dachte nach, aber fand nicht heraus, worauf sein Vater hinauswollte. Da sprach der Vater: "Mein lieber Sohn, du siehst, und du siehst doch nicht. In diesem Samenkorn befindet sich ein großer Banyanbaum - mit seinem Stamm und seinen Ästen und Nebenästen, die im Boden Wurzeln schlagen und dadurch selbst zu Stämmen werden. Aus diesem einen Samenkorn gehen tausend neue Früchte mit Millionen von neuen Samen hervor, aus denen wieder Bäume mit Tausenden von Früchten und Samen hervorgehen werden."

"Lieber Vater", antwortete Svetaketu, "jetzt, nachdem du das Geheimnis enthüllt hast, verstehe ich, was du meinst. Aber dennoch sehe ich keinen Baum im Samenkorn."

Der Vater schwieg. Dann sprach er: "Wenn du wahrhaft weise bist, siehst du die Wahrheit überall, obwohl du sie nicht siehst."

„O Vater, ich habe die heiligen Schriften studiert und die vielen Worte gelesen, und dennoch sehe ich die Wahrheit nicht."

Abermals schwieg der Vater und sprach dann: "Mein lieber Sohn, so wie du das Samenkorn betrachtet hast, ohne den Baum zu sehen, so hast du die heiligen Schriften gelesen, ohne deren Sinn zu verstehen. Der Sinn ist in Gottes Worten verborgen wie der Baum im Samenkorn. Und so ist auch Gottes Energie im Universum verborgen. Sie wirkt überall, und es ist diese spirituelle Kraft, die du nicht mit den Augen sehen kannst, die diesen großen Banyanbaum aus dem winzigen Samenkorn wachsen lässt. Alles, was ist, entsteht aus dieser Kraft. Dieses Spirituelle ist die Grundlage von allem. Es ist die Seele der gesamten materiellen Schöpfung, es ist das Wirkliche (das, was Realität ausmacht), es ist auch unser Selbst, und das bist du, o Svetaketu. Das bist du."